Die Moore im Tölzer Land

Moore zählen zu den kostbarsten und schönsten Lebensräumen Bayerns.

 

Mit rund 11 Prozent Flächenanteil zählt der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zu den moorreichsten Bayerns. Ausnahmslos sind diese Moore mehr oder weniger stark vorentwässert.

 

Moore konnten dort entstehen, wo durch Gletschertätigkeiten verdichtete Böden und Seen entstanden sind und ausreichend Niederschläge sowie relativ geringe Temperaturen vorherrschen. Das abgestorbene Pflanzenmaterial wird unter Sauerstoffmangel nicht zersetzt und wächst als Moorboden, dem sogenannten Torf empor. Es entstehen Niedermoore (Grundwasser gespeist) und durch weiteres Moorwachstum Übergangsmoore (Grund- und Regenwasser gespeist) und schließlich Hochmoore (ausschließlich Regenwasser gespeist). So können Torfschichten von mehreren Metern, z.B. 4 Meter im Königsdorfer Weidfilz entstehen.
Spannende Forschungen über die Entwicklung von Mooren im Alpenvorland zeigt z. B. die historische Arbeit von H. Paul und S. Ruoff (1932).

 

In Hoch- und Übergangsmooren herrscht ein ähnliches Klima wie in borealen und subarktischen Lebensgemeinschaften. Hinzu kommt die Baumfreiheit in intakten Mooren, weshalb Strauchbirke und Hochmoorgelbling hier leben können.

 

Aufgrund der Nässe und der niedrigen Ph-Werte können hier weitere Spezialisten, wie Sonnentau, Torfmoose oder Moosbeere überleben.

Niedermoore hingegen sind artenreicher, z.B. blühen hier Mehlprimel, Enzian und Fettkraut.

Ein Teil der Niedermoore wird im Herbst als Streuwiese gemäht und das Mahdgut wird als Einstreu in Ställen verwendet.

Streuwiese mit Sumpfgladiolen im Zellbachtal, Foto: Andrea Arends
Streuwiese mit Sumpfgladiolen im Zellbachtal, © Andrea Arends

Entlang einer fast durch­gehenden Achse bündeln sich die größten Moore im Landkreis auf eine Länge von ca. 30 km vom Kochelsee im Süden über das Königsdorfer Becken bis nach Deining im Norden. Dieses Band an landes- und bundesweit bedeutsamen Mooren ist mit dem kompletten Spektrum der in Deutschland vorkommenden Moortypen ausgestattet und wird als ‚Tölzer Moorachse’ bezeichnet.

Übersichtskarte Moore im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen

 

Aufgrund von Entwässerung und Torfabbau sind die Moore europaweit gefährdet.

 

Die LBV-Kreisgruppe setzt sich seit über 20 Jahren für den Moorschutz ein, angefangen 1995 im Spatenbräufilz. Sie ist auch im Eglinger Filz, Königsdorfer Weidfilz, Sachsenhauser Filz, Zellbachtal und den Loisach-Kochelseemooren aktiv (siehe Pflegeflächen).

 

Mit Beginn des Bayerischen Gebietsbetreuerprojektes 2003 wurde auch eine Betreuerstelle in der Kreisgruppe eingerichtet, deren Schwerpunkt von 2003 - 2021 auf der Öffentlichkeitsarbeit und der Umsetzung von Moorrenaturierungsprojekten lag.

 

Die LBV-Gebietsbetreuerin Birgit Weis ist vertreten in der Lenkungsgruppe Tölzer Moorachse, ein zukunftweisendes Modell zur Einleitung von Moorprojekten unter Zusammenschluss des Landrats, einem Vertreter des Bayerischen Bauernverbands, der Naturschutzverbände LBV, Bund Naturschutz und dem Zentrum für Umwelt und Kultur sowie unterer und höherer Naturschutzbehörde.

Foto: Martin Blösl
© Martin Blösl

 

Teilnehmer der Lenkungsgruppe "Tölzer Moorachse" 2012 (v.l.n.r.):

Veronika Feichtinger (Regierung von Oberbayern / Höhere Naturschutzbehörde),

Franz Steger (Untere Naturschutzbehörde),

Birgit Weis (Gebietsbetreuerin, LBV),

Elisabeth Pleyl (Gebietsbetreuerin, ZUK),

Achim Rücker (Bund Naturschutz in Bayern e. V.),

Walter Wintersberger (Vorsitzender LBV-Kreisgruppe Bad TÖL),

Peter Fichtner (Kreisobmann Bayerischer Bauernverband),

Pater Karl Geißinger (Zentrum für Umwelt und Kultur Benediktbeuern e. V.),

Landrat Josef Niedermaier


Durch Moorrenaturierung werden Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten bewahrt, ein Wasserrückhalt im Gelände erreicht und die Emission klimawirksamer Gase gesenkt. Pro Hektar speichern Moore im Mittel 700 t Kohlenstoff, sechsmal so viel wie Wald!

 

Weitere Internetadressen:

Projekt "Moorschutz im Tölzer Land", 2023 - 2026

Die Moorrenaturierung im Landkreis soll durch das Projekt intensiviert und öffentlichkeitswirksam begleitet werden. Die Hochmoore und die sie begleitenden Niedermoore sollen in bestmöglichen Zustand gebracht werden.

 

Die Intensivierung der Anstrengungen ist nicht nur aufgrund der gestiegenen Bedeutung des Klimaschutzes notwendig. Auch die großen Verluste der Biodiversität verlangen ein stärkeres Engagement gerade auch im Niedermoorbereich. Die Übergänge Hochmoor – Niedermoor – Wirtschaftsgrünland / Wirtschaftswald benötigen eine stärkere Beachtung.

 

Konkret werden

  • Streuwiesen wieder in Pflege genommen
  • Hochmoore renaturiert
  • der Ankauf weiterer Moorflächen organisiert und
  • die Renaturierung weiterer Moore projektiert

 

Das Projekt hat eine Laufzeit von vier Jahren (2023 bis 2026).

Die Kosten werden zu 90% aus Mitteln der Landschaftspflege (LNPR) getragen.

Über den Fortschritt des Projekts informieren Sie Artikel aus unserer Zeitschrift "Eisvogel":