Vor den großflächigen Abbau- und Kultivierungstätigkeiten zählten die Moore um Königsdorf zu den größten Hochmoorkomplexen der gesamten schwäbisch-bayerischen Hochebene. Das Weidfilz mit rund 250 Hektar stellt dabei das größte verbliebene Hochmoor dar. Aufgrund dieser Flächenausdehnung wird es als landesweit bedeutsames Moorgebiet eingestuft (StMUGV 1997). Es unterliegt außer dem Artikel § 30 BNatSchG keinem weiteren Schutzstatus.
Im Weidfilz fand eine intensive Nutzung statt. Ein industrieller Torfabbau erfolgte für wenige Jahre nach dem 1. Weltkrieg (Torfkoksherstellung) und nochmals für einige Jahre nach dem 2. Weltkrieg. Anschließend wurde Torf im Handverfahren noch bis etwa 1970 abgebaut. Drei große Baggergräben (bis 50 m breit) und ein flächiges Schlitzgrabensystem durchziehen heute das Hochmoor. In Teilbereichen hat die Bewaldung durch die Austrocknung und Mineralisierung stark zugenommen. Der Torfkörper ist in 50 Jahren ca. 1 Meter geschrumpft. Trotz dieser Beeinträchtigungen besitzt das Königsdorfer Weidfilz noch große offene Hochmoorflächen und sehr gute Voraussetzungen für eine Renaturierung.
1909 wurde im Weidfilz beim Torfstechen ein Schwert aus der Bronzezeit gefunden, das heute im Museum für Vor- und Frühgeschichte in München besichtigt werden kann.
Vögel: Braunkehlchen, Schwarzkehlchen, Waldschnepfe, Bekassine (Durchzug)
Insekten: Libellen, z.B. Kleine Moosjungfer, Sibirische Winterlibelle, Arktische Smaragdlibelle und Tagfalter, z.B. Moor-Wiesenvögelchen und Randring-Perlmutterfalter
Reptilien: Kreuzotter
Pflanzen: Sonnentau, Rosmarinheide, Glockenheide, Blumenbinse
Für eine Fortführung des Projektes war es erforderlich, genaue Gebietskenntnisse einzuholen.
Eine umfassende Renaturierungsplanung wurde vom LBV im Auftrag des Landesamtes für Umwelt erstellt. Die Realisierung der vorgeschlagenen Maßnahmen hängt von der Bereitschaft der privaten Flächeneigentümer ab. Deshalb leisten die LBV-Gebietsbetreuerin und die Moorschutzkraft an der Unteren Naturschutzbehörde umfangreiche Überzeugungsarbeit.
Im Rahmen des Klimaschutzprogramms 2020 des StMUGV konnten rund 15 ha Moorfläche gesichert werden (Kauf durch Landkreis sowie Grunddienstbarkeit).
Eine Fortführung der Renaturierung auf einer Fläche von rund 80 Hektar ist in 2013 geplant.
Birgit Weis, LBV-Gebietsbetreuerin, Februar 2013
Am 3. September wurde der offizielle Spatenstich von stellvertretendem Landrat Thomas Holz, LBV-Ehrenvorsitzendem Ludwig Sothmann, NABU-Präsidenten Olaf Tschimpke, Deutschland-Chef von Audi Financial Services Anthony Bandmann und Dr. Rolf Helfrich vom Bayerischen Umweltministerium unter Beisein von rund 70 Gästen durchgeführt.
Besonders herausgestellt wurde die Bedeutung der Moore bzw. des Moorschutzes für die biologische Vielfalt und den Klimaschutz. Aber auch die Schönheit der Moore und die besondere Verantwortung im Landkreis wurden betont.
Möglich wurde die Umsetzung mit finanzieller Unterstützung des Landkreises, mit Mitteln des Freistaats aus dem Klimaschutzprogramm 2050 und unserem Partnerverband Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) sowie mit Hilfe der Eigentümer, die ihre Flächen zur Verfügung gestellt haben.
Rund 600 Torfwälle werden momentan im Weidfilz auf rund 65 Hektar gebaut, damit das Regenwasser in den Gräben zurück gehalten wird. So wird die Voraussetzung geschaffen, dass der Torfkörper im Weidfilz wieder wachsen kann. Durch die ehemals industriellen Entwässerungs- und Torfabbautätigkeiten wurden die Torfschichten durchlüftet und deshalb mineralisiert der Torf. So belegt eine Studie des NABU, dass die Torfmächtigkeit in den letzten 90 Jahren um durchschnittlich 70 cm geschrumpft ist.
Ein intaktes Hochmoor wächst - und das nur etwa 1 mm pro Jahr. Wie kostbar ist deshalb dieser einzigartige Lebensraum, indem naturnahe Bedingungen wieder hergestellt werden. Seltene und hoch spezialisierte Arten, wie z.B. Torfmoose, Sonnentau, Wollgras und Moorlibellen finden hier ein Zuhause. Wichtig sind Moore auch für den Klimaschutz. Sie speichern doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen, obwohl sie nur rund drei Prozent der Erdoberfläche bedecken. In naturnahen Mooren wird durch das abgestorbene Pflanzenmaterial Kohlenstoff dauerhaft gebunden.
Bereits 2005 konnte unter Begleitung der Lenkungsgruppe Tölzer Moorachse - ein Gremium zusammengesetzt aus Landrat, Bauerverband, LBV und Zentrum für Umwelt und Kultur sowie deren Gebietsbetreuerinnen, Bund Naturschutz sowie untere und höhere Naturschutzbehörde - eine Referenzfläche von 20 Hektar renaturiert werden.
Rund 150.000,- Euro kostet die Renaturierung im Weidfilz. Hierzu zählen Grundstückskäufe, eine Renaturierungsstudie und die aktuellen Umsetzungs-maßnahmen. Die Umsetzung wird erstmals vom NABU-Moorschutzfonds gezahlt, den VW Financial Services und Audi Financial Services unterstützten.
Birgit Weis, Dipl.Ing. Forstwirtschaft (FH),
LBV-Gebietsbetreuerin für Moore und Isar im Tölzer Land, Oktober 2015