Vor der Anbringung des Nistkastens ist zu prüfen, ob für den geplanten Nistkastenstandort Vorkommen von den sieben kleineren Eulenarten (Sumpfohreule, Waldohreule, Schleiereule, Raufußkauz, Steinkauz, Zwergohreule, Sperlingskauz) bekannt sind. Denn jede kleinere Eulenart zählt zur Jagdbeute des Waldkauzes.
Wo Kleineulenvorkommen bekannt sind, verbietet sich daher der Versuch, einen Waldkauz anzusiedeln, indem man ihm künstliche Nistmöglichkeiten anbietet.
Erkundigen Sie sich bitte im Vorfeld bei Ihrer LBV-Kreisgruppe oder dem Eulenbeauftragten vor Ort!
Nistkasten:
Baukastensatz - erhältlich im Internet, z. B.:
https://www.mein-bausatz.de/shop/v%C3%B6gel/wirtshaus-wilma/
oder Eigenbau:
Bauanleitung Waldkauznistkasten
Unsere persönliche Erfahrung beim Bau eines Nistkastens: Wir arbeiten die Kästen gerne so, dass wir für die Reinigung die Vorderfront (und nicht das Dach) zum Hochklappen arbeiten. Dazu muss die
Vorderfront dann jedoch unten fixiert werden (rechts und links unten jeweils ein Reiberl oder Haken). Es ist auch sehr praktisch, dann die Vorderfront unten länger zu arbeiten und überstehen zu
lassen. So kann die Holzplatte sehr einfach erfasst und nach oben geöffnet werden.
Das ist jedoch Geschmackssache jedes Einzelnen, ob er lieber von oben oder von vorne arbeitet.
Höhe:
Aufhängung in 4 bis 6 Meter Höhe; je höher, desto besser, um Störungen durch Neugierige zu vermeiden
Art:
nicht frei schwingend über einen Ast hängen, besser direkt am Baum befestigen
Ort:
lichte Hochwälder (große Flügelspannweite!), Parkanlagen, Obstgärten mit altem Baumbestand, Giebel alter Scheunen mit entsprechenden Jagdflächen. Im Wald sollte der ausgewählte Baum mindestens in der zweiten bis dritten Baumreihe vom Waldrand zurückversetzt stehen. In Parks und Gärten sollte ein möglichst wenig vom Menschen frequentierter Bereich gewählt werden. Generell sollte auf einen möglichst großen Abstand zu Straßen und Bahntrassen geachtet werden (zählen zu den häufigsten Todesursachen des Waldkauzes)!
Befestigungsart:
Die Aufhängung erfolgt ausnahmslos mit ALUNÄGELN (5 x 8.5 oder 5 x 10 bzw. 5 x 12 – je nach Rindendicke, da der Nagel nur im Holz greift), ansonsten wird bei Baumfällung und -aufbereitung die Säge zerstört.
Zur Aufhängung selbst spezielle, extra starke (Traglast ca. 15 Kilo) Aufhängehaken (direkt am Baum befestigt – bewährt hat sich von der Firma Schwegler ‚Haken mit Halteklotz für die Fledermaus-Universalhöhle 1 FFH/1FW: Nr. 199/3).
Oder einen gedrillten, (grün) beschichteten starken Draht um den Baumstamm herumführen und links und rechts am Nistkasten befestigen – hier müssen dann natürlich Äste vorhanden sein, auf die man den gedrillten Draht auflegen kann. An der Stelle, an welcher der gedrillte Draht mit dem Baum Kontakt hat, unbedingt durch ein reichliches Stück Pochierrohr ziehen.
Das Einflugloch sollte Richtung Ost oder Südost zeigen. Möglichst nicht nach Westen >Wetterseite!
Einstreu:
kein Sägemehl! Haftet beim Fütterungsvorgang gerne am feuchten Fleisch an und verbindet sich mit diesem.
Bewährt hat sich: Chipsy Extra XXL 15kg. Füllhöhe 2 bis 3cm
Sonstiges:
wenn der geeignete Platz und Baum ausgewählt worden ist, den Baumbesitzer um Erlaubnis fragen und nach Möglichkeit auch den Jagdpächter informieren. Hieraus ergeben sich meistens gute Kontakte und der Jäger fühlt sich eingebunden und hält die Augen und Ohren offen. Es empfiehlt sich zudem, eine witterungsbeständige, fortlaufend nummerierte Tafel mit Hinweis auf den LBV und dessen Kontaktdaten (gibt es über den LBV oder bei mir) auf Augenhöhe am Baum zu befestigen. Im Notfall (Baumfällung, Schäden am Kasten, Jungvögel in Baumnähe) kann so reagiert werden.
Diverses:
Der Nistkasten sollte jedes Jahr im Herbst kontrolliert werden.
Bei dieser Tätigkeit bitte feste Handschuhe tragen, da vierbeinige Besucher (Marder, Siebenschläfer) nicht ausgeschlossen werden können. Aus diesem Grund auch immer vor dem Öffnen des Kastens am Trägerbaum kratzen oder am Nistkasten ‚anklopfen‘.
Die Kontrolle sollte nicht im Frühjahr und zur Brutsaison (erstes Halbjahr) erfolgen. Jede unnötige Störung der Vögel ist zu vermeiden. Da in der Regel der weibliche Waldkauz den Nistkasten bei Störung verlässt, wird er bei Tageslicht sofort von allen Rabenvögeln gejagt. Ist es kalt, besteht außerdem die Gefahr, dass die wartenden Jungvögel ohne wärmenden Altvogel auskühlen.
Er sollte auch deshalb erst im Herbst kontrolliert werden, da es oft ‚Nachmieter‘ gibt (Wildbienen, Hornissen, Kleiber, Siebenschläfer). Auch diese sind glücklich, wenn sie in unserer ausgeräumten Natur noch eine Höhle finden. Hier gilt es abzuwägen, ob man z. B. den Siebenschläfer über den Winter gewähren lässt und erst im Frühjahr ausputzt.
Hat eine Waldkauzbrut stattgefunden, empfiehlt es sich, die Einstreu auszutauschen. So werden auch evtl. vorhandene Parasiten gleich mit entfernt.
Hat keine Aufzucht stattgefunden, findet man sehr oft Äste, abgenagte Knochen, Kiefernrinde und Ähnliches vor. Oder aber der Kleiber hat das Einflugloch so sehr verkleinert, dass kein Waldkauz mehr aus- und einfliegen kann. Diese zementähnliche Masse muss dann mit dem Hammer entfernt werden, damit der Kasten in der neuen Brutsaison wieder einsatzbereit ist.
Ist der Nistkasten länger als 3 Jahre nicht belegt, sollte man einen Ortswechsel in Betracht ziehen. Bei der Suche nach einem neuen Trägerbaum ist es sicherlich hilfreich, sich untereinander abzusprechen, damit möglichst flächendeckend im Landkreis Nisthilfen angeboten werden können.
Daniela zum Sande (Eulen-Arbeitsgruppe LBV Bad Tölz-Wolfratshausen)
Daniela.zum.sande@lbv.de – 0160/484 31 43