Das Projekt ist beendet. Projektdauer: Oktober 2014 bis März 2021. Wiederansiedlungsversuch nicht erfolgreich
Mit der Maßnahme „Flussseeschwalbe zurück am Fluss“ wird versucht, Flussseeschwalben wieder in ihrem natürlichen Bruthabitat auf einer Kiesinsel in der Pupplinger Au anzusiedeln.
Die seltenen Vögel hatten hier zuletzt in den 1980er Jahren erfolgreich gebrütet. Seither gab es an der freien Isar nur noch einen erfolglosen Brutversuch im Jahr 2012.
Die heute in Bayern brütenden Flussseeschwalben sind nahezu ausnahmslos auf extra für die Vögel eingerichteten Brut-Flößen zu finden. Diese sind auf knapp 50 Standorten über ganz Bayern verstreut. Die Art konnte nur dadurch als Brutvogelart in Bayern gerettet werden, dass man die mit Kies bestreuten Flöße an ruhigen Stellen in Seen und Weihern einrichtete. Die Flussseeschwalben werden deshalb heute auch scherzhaft als „Floß-Seeschwalben“ bezeichnet.
Die Flöße sind eine Erfolgsgeschichte: Nachdem bayernweit Flöße als Nisthilfen eingesetzt wurden, erholte sich der Bestand von 37 (!) Brutpaaren im Jahr 1980 auf 428 Brutpaare im Jahr 2018. Die Einstufung der Flussseeschwalbe auf der Roten Liste Bayern konnte mittlerweile von „vom Aussterben bedroht“ auf „gefährdet“ heraufgestuft werden.
Die Flussseeschwalben wieder dort anzusiedeln, wo sie ursprünglich zuhause waren, hat sich der LBV mit der Maßnahme „Flussseeschwalbe zurück am Fluss“ zur Aufgabe gemacht. Auf hochwassersicheren, vegetationsarmen Kiesinseln wird seit 2015 mit unterschiedlichen Maßnahmen versucht, die Seeschwalben wieder für ihr ursprüngliches Bruthabitat zu begeistern. Zum Einsatz kamen dabei u.a. schon handgefertigte Vogelattrappen, eine Floßattrappe und Lautsprecher-Anlagen, die das Koloniegeschrei der Flussseeschwalben aussenden.
Die Maßnahme wird durch zahlreiche Helferinnen und Helfer unterstützt, die viele Stunden an den jeweiligen Wiederansiedlungsstandorten beobachten und Sichtungen dokumentieren.
Obwohl es am Ickinger Eisweiher und an der Isar im Bereich der Pupplinger Au mehrfach Sichtungen in den letzten Jahren gab, ist es nicht einfach die Vögel an die Isar zurück zu locken. Als Koloniebrüter lassen sich die Vögel gerne an Brutplätzen nieder, wo bereits Artgenossen sind. Die Kolonie bietet größeren Schutz vor Feinden wie Möwen, Krähen und Greifvögeln, aber auch vor Füchsen und Mardern. Um eine Kolonie vorzutäuschen, werden deshalb Vogel-Attrappen und Koloniegeschrei eingesetzt. 2016 wurde eine Floßattrappe eingesetzt, um zu testen, ob sich die Vögel mittlerweile bei der Brutplatz-Auswahl ggf. an rechteckigen (Floß-)Strukturen orientieren.
Trotz unserer Bemühungen haben die Flussseeschwalben noch nicht zurück an die Isar gefunden. Die Maßnahme läuft noch bis 2020.
In der Brutsaison 2019 waren die Wiederansiedlungsversuche an der frei fließenden Isar erneut erfolglos. Wie im Vorjahr wurde die Maßnahme wieder in der östlichen Pupplinger Au unter Verwendung von Vogelattrappen und Aussenden von Koloniegeschrei durchgeführt. Erstmals seit Maßnahmenbeginn wurden trotz intensiven Monitorings keine Flussseeschwalben im näheren Umfeld gesichtet. Auch am Ickinger Eisweiher gab es 2019 keine Flussseeschwalben-Sichtungen. Lediglich in der Nähe von Königsdorf-Wiesen wurde zwischen Ende April und Mitte Mai mehrfach ein Flussseeschwalben-Paar gesichtet. Ein zunächst angenommener Brutverdacht wurde revidiert, nachdem sich die Vögel nicht mehr zeigten.
Die Brutsaison 2019 an der Isar war von mehreren Hochwässern geprägt. Nachdem sich ab 18. Mai eine sog. 5b-Wetterlage einstellte, die hohe Niederschläge und Abflüsse erwarten ließ, wurden die Vogelattrappen und Betretungsverbotsschilder sicherheitshalber vom Wiederansiedlungsplatz geholt und die Maßnahme ausgesetzt. In den nächsten Tagen zeigte sich dann, wie wichtig die Rettungsaktion war. Das Hochwasser überflutete den Wiederansiedlungsplatz komplett und gestaltete die Insel zu einer Kiesbank mit Landanschluss um (siehe Fotos).
Das Hochwasser erreichte am 21. Mai seinen Spitzenabfluss von 350 m³/s (Pegel Puppling). Durch die Abfluss-Steuerung am Sylvensteinspeicher zog es sich über nahezu zwei Wochen hin.
Ein Flussuferläufer-Gelege, das sich auf der überfluteten Insel befand, sowie ein Eisvogel-Gelege im Bereich der östlichen Uferwand gingen beim Hochwasser verloren. Beide Brutpaare brüteten nach dem Hochwasser erneut; Jungvögel wurden festgestellt.
Die Gründe dafür, warum es 2019 keine Sichtungen im Umfeld der Wiederansiedlungsmaßnahme gab, sind unbekannt.
2020 – dem letzten Jahr der Wiederansiedlungsversuche – wird die Wiederansiedlung auf einer neuen Kiesinsel versucht, da die Strukturen am Standort von 2019 ihre Eignung als potenzieller Brutplatz verloren haben.
2018 wurde erstmals ein Wiederansiedlungsplatz in der östlichen Pupplinger Au gewählt. Trotz gut geeigneter Habitatstrukturen, der Wiederansiedlungsmaßnahmen, einem hochwasser- und weitgehend störungsfreien Verlauf der Brutsaison kam es erneut zu keiner Flussseeschwalben-Ansiedlung in der Nähe des ausgewählten Standorts. Dank eines intensiven Monitorings konnte zweimal ein Flussseeschwalben-Paar in der Nähe des Wiederansiedlungsplatzes gesichtet werden. Einmal interagierten die Flussseeschwalben mit der Lautsprecheranlage und antworteten auf das Koloniegeschrei bevor sie weiterflogen.
In der Folge wurde ein Flussseeschwalben-Paar bei einem Brutversuch im Ickinger Eisweiher beobachtet. Der ungewöhnliche Brutplatz lag auf einer aus dem Wasser ragenden Totholzstruktur, die zuvor von einem Haubentaucher-Paar mit organischem Material als Nistplatz vorbereitet wurde. Die beiden Flussseeschwalben wurden bei Balzflügen, bei der Jagd, bei Fischchenübergaben, beim Brüten und bei der Brutablösung beobachtet. Der Grund für den frühen Abbruch des Brutversuchs (ca. 1 Woche nach Brutbeginn) ist unbekannt. Da zuletzt nur noch ein Altvogel gesichtet wurde, ist Prädation als Ursache für den Brutabbruch nicht auszuschließen. Auch menschliche Störungen kommen in Betracht.
Im Maßnahmenjahr 2017 wurde erneut mit Vogelattrappen versucht, Flussseeschwalben zur Brut in ihrem natürlichen Bruthabitat an der Isar im Bereich der Pupplinger Au zu bewegen. Diesmal kamen insgesamt sechs „falsche Flussseeschwalben“ zum Einsatz. Aufgrund der Lage der Kiesinsel bzw. des Wiederansiedlungsplatzes konnte die Lautsprecheranlage 2017 nicht eingesetzt werden, da die Entfernung zum Ufer zu groß war. Der Wiederansiedlungsplatz lag im Süden der Pupplinger Au auf einer Kiesinsel zwischen zwei Hauptarmen der Isar.
Standort für den Wiederansiedlungsversuch 2017
Trotz der Maßnahmen, einem weitgehend störungsfreien Verlauf der Brutsaison und intensiver Beobachtung konnten keine Flussseeschwalben in der Nähe des Wiederansiedlungsplatzes festgestellt werden. Mehrere Sichtungen von Flussseeschwalben am Ickinger Eisweiher und eine Sichtung in der Nähe des Wiederansiedlungsplatzes bewiesen, dass Flussseeschwalben im Gebiet waren. Ein Brutverdacht in der näheren Umgebung konnte nicht bestätigt werden. Der Wiederansiedlungsplatz, der regelmäßig von unseren Helfer(innen) beobachtet wurde, schied schnell wegen fehlender Flussseeschwalben-Beobachtungen als Brutplatz aus. Möglicherweise handelte es sich um zwei nichtbrütende, aber verpaarte Individuen. Möglich ist auch, dass es sich um ein Flussseeschwalben-Paar vom Brutfloß in St. Heinrich (Starnberger See) handelte, das deutlich über dem Durchschnitt liegende Entfernungen zum Nahrungserwerb durchführte. Ggf. spielt in diesem Zusammenhang auch das Brutfloß eine Rolle, das bis 2013 im Ickinger Eisweiher für die Flussseeschwalben diente. Die beiden am Ickinger Eisweiher gesichteten Individuen könnten vor Entfernung des Floßes dort selbst gebrütet haben oder dort geschlüpft sein und so den Ickinger Eisweiher als Nahrungsquelle und (ehemaligen) Brutstandort kennen.
Bei einem ca. 3-jährlichen Hochwasserereignis der Isar Ende Juli 2017 wurde der Wiederansiedlungsstandort komplett überflutet. Aufgrund des sehr schnell steigenden Wasserstands konnten die auf der Insel befindlichen 6 Vogelattrappen nicht mehr von der Kiesinsel geholt werden und gingen verloren.
2016 wurde erneut eine Kiesinsel auf der Westseite der Pupplinger Au (Weidach) als Wiederansiedlungsstandort ausgewählt. Es kamen drei Vogel-Attrappen zum Einsatz. Mit Hilfe einer kleinen Lautsprecherbox wurden Kolonielaute von Flussseeschwalben ausgesendet. Die Kiesinsel wurde als Vogelbrutstätte mit Betretungsverbots-Tafeln und Hinweistafeln auf das Wiederansiedlungsprojekt versehen. Zusätzlich kamen Bänder zum Einsatz, um Besucher davon abzuhalten, die Insel zu betreten.
Trotz intensiver Beobachtung und einem weitgehend störungsfreien Verlauf der Brutsaison konnten keine Flussseeschwalben in der Nähe des Wiederansiedlungs-Standorts festgestellt werden. Die Sichtung von zwei Flussseeschwalben am Ickinger Eisweiher beweist aber, dass Flussseeschwalben im Umfeld der Isar vorkommen.
Nachdem mit Heri Zintl und Andi Huber (Isar-Ranger) eine als Brutplatz gut geeignete Kiesinsel auf der Westseite der Pupplinger Au ausgekundschaftet war, wurde nach Einholung der erforderlichen Genehmigungen vom Wasserwirtschaftsamt und der Unteren Naturschutzbehörde mit der Maßnahme losgelegt. Zusammen mit Andi Huber wurde eine Floßattrappe gebaut. Da die Flussseeschwalben seit Jahrzehnten fast ausschließlich auf Flößen brüten, sollte versucht werden, ob eine Floßattrappe auf einer Kiesinsel nicht deren Attraktivität für die Flussseeschwalben erhöht. Innerhalb der Holzkonstruktion wurden Küken-Unterstände gebaut und drei Vogel-Attrappen aufgestellt. Der Wiederansiedlungsplatz wurde zudem als Vogelschutzbereich mit Flatterleinen und Hinweistafeln gesichert. Ein Hochwasser Ende Mai überstanden die Konstruktion, die Küken-Unterstände und die Vogelattrappen schadlos.
Trotz vieler Kontrollgänge durch die LBV-Helfer(innen) und Andi Huber konnten im näheren Umfeld keine Flussseeschwalben festgestellt werden. Mehrfach gab es Sichtungen eines Flussseeschwalben-Paars am Ickinger Eisweiher. Leider blieb jedoch die erhoffte Brut auf der Insel mit der Floßattrappe aus.