Die Moore um Königsdorf zählen zu den größten Hochmoorkomplexen der gesamten schwäbisch-bayerischen Hochebene. Das Weidfilz mit heute rund 250 Hektar stellt dabei das größte Stammbeckenmoor des Isargletschers dar und wird aufgrund dieser Flächenausdehnung als landesweit bedeutsames Moorgebiet eingestuft (StMUGV 1997). Es liegt westlich von Königsdorf im Zentrum der so genannten 'Tölzer Moorachse’. An dieser durchgehenden Achse bündeln sich die größten Moore des Landkreises auf einer Länge von ca. 30 km vom Kochelsee im Süden über das Königsdorfer Becken bis nach Deining im Norden. Das Weidfilz unterliegt außer dem §30 BNatSchG in Verbindung mit Art.23 BayNatSchG keinem weiteren Schutzstatus, es ist also weder Naturschutz- noch Landschaftsschutz-, noch FFH-Gebiet.
Neben den Randbereichen, die überwiegend landwirtschaftlich genutzt werden, fand im zentralen Hochmoorbereich des Weidfilzes eine intensive Torfnutzung statt. Ein industrieller Torfabbau erfolgte für wenige Jahre nach dem 1. Weltkrieg (Torfkoksherstellung) und nochmals intensiv für einige Jahre nach dem 2. Weltkrieg. Anschließend wurde Torf im Handverfahren noch bis etwa 1970 abgebaut. Drei große Baggergräben (bis 50 m breit) und ein flächiges Schlitzgrabensystem durchziehen heute das Hochmoor. Diese tiefgreifenden Eingriffe in die Hydrologie haben zu einer Austrocknung und Mineralisierung des Moores geführt, in deren Folge der Torfkörper in 90 Jahren ca. 70 cm geschrumpft ist und sich nur noch in Teilbereichen eine naturnahe Vegetation — teils Spirken- und Latschenfilze, teils mehr oder weniger gehölzfreie Hoch- und Übergangsmoorflächen — findet. Große Flächen werden dagegen von einer eintönigen Calluna-Heide mit lockerem Birken- und Latschengebüsch eingenommen, immer wieder unterbrochen von verschiedenen Sukzessionsstadien ehemaliger Torfabbauflächen. Auch die Bewaldung hat stark zugenommen.
1909 wurde im Weidfilz beim Torfstechen ein Schwert aus der Bronzezeit gefunden, das heute im Museum für Vor- und Frühgeschichte in München besichtigt werden kann.
Trotz dieser Beeinträchtigungen besitzt das Weidfilz weithin sehr große, offene Hochmoorflächen, mit einer verbliebenen Moormächtigkeit von bis zu 3 Metern und aufgrund der Art der Entwässerung mit vielen systematisch angelegten kleinen Gräben, sehr gute Voraussetzungen für eine Renaturierung. Im Moorentwicklungskonzept Bayern (LfU 2003) wird das Weidfilz trotz des erheblichen Störungsgrades aufgrund seiner Großflächigkeit und Entwicklungsfähigkeit als Moorhandlungsschwerpunkt mit der Dringlichkeitsstufe II eingeordnet.
Vögel: Wiesenpieper, Schwarzkehlchen, Waldschnepfe, Bekassine (Durchzug)
Insekten: Libellen, z.B. Kleine Moosjungfer, Große Moosjungfer, Sibirische Winterlibelle, Arktische Smaragdlibelle und Tagfalter, z.B. der Randring-Perlmutterfalter und das Moorwiesenvögelchen (Nachweis 2005)
Reptilien: Kreuzotter
Pflanzen: Sonnentau, Rosmarinheide, Glockenheide, Blumenbinse
Das Weidfilz hat mit seiner Artausstattung auch große Bedeutung für den Populationsverbund insbesondere für den Abbiss-Scheckenfalter und den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling zwischen Loisach- und Isartal.
Von der Lenkungsgruppe Tölzer Moorachse - ein Gremium aus Landrat, Kreisbauernobmann, LBV und Zentrum für Umwelt und Kultur Benediktbeuern (ZUK) sowie deren Gebietsbetreuerinnen, BN und Untere sowie Höhere Naturschutzbehörde - wurde das Weidfilz als Referenzmoor für eine Hochmoorrenaturierung im Landkreis ausgewählt.
Nach umfangreicher Überzeugungsarbeit, u.a. durch die Gemeinde Königsdorf, wurden in einem ersten Schritt 2005 rd. 20 Hektar wiedervernässt. Träger des Projekts war der Landkreis. Dem LBV wurde die fachliche Ausführung übertragen. Insgesamt wurden rund 300 Torfwälle zum Verschluss des Schlitzgrabensystems gebaut. Bereits nach wenigen Wochen waren die Arbeiten abgeschlossen und es kehrte wieder Ruhe ins Gebiet ein.
2008 konnte eine ca. 0,6 ha große Streuwiese im Randbereich des Hochmoores vom LBV erworben werden. Sie wurde zusammen mit einer benachbarten 1 ha große verbuschte Streuwiese, von Aktiven des LBV entbuscht und dient durch eine regelmäßige Herbstmahd wieder als Lebensraum für seltene Schmetterlinge.
Für die Fortführung des Renaturierungsprojektes war es erforderlich, genauere Gebietskenntnisse einzuholen. Dazu wurde 2006 vom LBV im Auftrag des Landesamtes für Umwelt eine umfassende Renaturierungsplanung erstellt.
Die Realisierung der darin vorgeschlagenen Maßnahmen hängt grundsätzlich von der Bereitschaft der privaten Flächeneigentümer ab. Deshalb leisten die LBV-Gebietsbetreuerin und die Moorschutzkraft an der Unteren Naturschutzbehörde umfangreiche Überzeugungsarbeit. Unter anderem konnten im Rahmen des Klimaschutzprogramms 2050 des damaligen StMUGV rund 15 ha Moorfläche gesichert werden (Kauf durch Landkreis sowie Grunddienstbarkeit).
Am 3. September 2015 wurde der offizielle Spatenstich für die Wiedervernässungsmaßnahmen im 2. Teilabschnitt vom stellvertretenden Landrat Thomas Holz, dem LBV-Ehrenvorsitzenden Ludwig Sothmann, dem NABU-Präsidenten Olaf Tschimpke, dem ehemaligen Deutschland-Chef von Audi Financial Services Anthony Bandmann und vom ehemaligen zuständigen Referatsleiter im Bayerischen Umweltministerium, Dr. Rolf Helfrich, unter Beisein von rund 70 Gästen durchgeführt.
Die Beteiligten stellten besonders die Bedeutung der Moore bzw. des Moorschutzes für die biologische Vielfalt und den Klimaschutz heraus und betonten die Schönheit der Moore und die besondere Verantwortung im Landkreis.
Möglich wurde die Umsetzung dieses zweiten Renaturierungsabschnittes durch die finanzielle Unterstützung des Landkreises und mit Mitteln des Freistaats aus dem Klimaschutzprogramm 2050, unseres Partnerverband Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) mit Unterstützung von VW Financial Services und Audi Financial Services, sowie mit Hilfe der Eigentümer, die ihre Flächen zur Verfügung gestellt haben.
676 Torfwälle und -dämme wurden im Zuge dieses Projektabschnittes auf rund 63 Hektar gebaut, damit das Regenwasser in den Gräben zurückgehalten wird. So wird die Voraussetzung geschaffen, dass sich wieder verstärkt torfbildende Pflanzenarten entwickeln können, die zusammen mit einem günstigen Moorwasserstand die Voraussetzung sind, dass jedenfalls langfristig der Torfkörper im Weidfilz wieder wachsen kann.
Ein intaktes Hochmoor wächst - und das nur etwa 1 mm pro Jahr. Wie kostbar ist deshalb dieser einzigartige Lebensraum, indem naturnahe Bedingungen wieder hergestellt werden. Seltene und hoch spezialisierte Arten, wie z.B. Torfmoose, Sonnentau, Wollgras und Moorlibellen finden hier ein Zuhause. Wichtig sind Moore auch für den Klimaschutz. Sie speichern doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen, obwohl sie nur rund drei Prozent der Erdoberfläche bedecken. In naturnahen Mooren wird, im Gegensatz zu entwässerten Mooren, die durch Mineralisierung CO2 freisetzen, durch das abgestorbene Pflanzenmaterial Kohlenstoff dauerhaft gebunden.
Rund 150.000,- Euro wurde bisher von den Beteiligten in die Renaturierung im Weidfilz investiert. Hierzu zählen Grundstückskäufe, eine Renaturierungsplanung und die aktuellen Umsetzungsmaßnahmen.
Mit Stand August 2022 ist der LBV im Königsdorfer Weidfilz Eigentümer von 19 Grundstücken mit einer Gesamtfläche von 8,57 ha. Weitere Ankäufe sind geplant.